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Steuerhinterziehung Schweiz–Deutschland im Fokus - Steuerberater Schweiz grenzueberschreitend

Weissgeld, Wahrheit, Weg ins Visier – Steuerhinterziehung

Ein Whitepaper für Berater, Unternehmer & Mandanten im Grenzraum Schweiz–Deutschland

1. Einleitung – Mythos Schweiz: Idylle oder Illusion?

Die Schweiz – Synonym für Stabilität, Diskretion und finanzielle Sicherheit. Doch was viele als sicheren Hafen betrachteten, entpuppte sich über Jahrzehnte als steuerlicher Schleierraum. Für viele deutsche Anleger war das Schweizer Konto ein Mittel zur Absicherung – manchmal aber auch zum Verschweigen.

2. Der Einstieg in die Illegalität: Oft schneller als gedacht

Bereits einfache Versäumnisse – etwa die Nichtangabe von Zinsen – genügen, um strafrechtlich relevant zu werden. Dabei unterscheiden die Behörden kaum zwischen bewusster Steuerhinterziehung und fahrlässiger Unkenntnis.
§ 370 AO droht in Deutschland mit:

  • Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren

  • In besonders schweren Fällen bis zu 10 Jahren

3. Steuer-CDs & Der Durchbruch internationaler Ermittlungen

Ab 2010 begann der Wendepunkt: Die sogenannten Steuer-CDs lieferten deutschen Behörden Informationen aus Schweizer Bankinstituten. Deutsche Anleger, Schweizer Banken und sogar kantonale Strukturen gerieten in Ermittlungsstrudel. Selbst die Aufbewahrung von Kontoauszügen auf der Bank („banklagernde Post“) galt als Indiz für Hinterziehung.

 

Reaktion der Behörden:

  • Pauschale Verdachtsprüfungen bei Nummernkonten

  • Ermittlungen gegen Banken als Beihilfeinstanzen

  • Druck auf Selbstanzeige – Strafminderung bei Reue

4. Fallbeispiel: Uli Hoeneß – Ikone, Investor, Inhaftierter

Der prominente Fall des FC Bayern-Präsidenten zeigte exemplarisch, wie drastisch der Staat handeln kann:

  • Steuerhinterziehung in sieben Fällen

  • Gesamtschaden: ca. €28,5 Mio.

  • Strafe: 3 Jahre und 6 Monate Freiheitsentzug

Der Fall hatte eine enorme Signalwirkung – insbesondere auf vermögende Anleger mit diskreten Auslandsbezügen.

5. Selbstanzeige – Der letzte legale Rettungsanker

Deutsche und Schweizer Gesetze erlaubt unter bestimmten Bedingungen Straffreiheit durch Selbstanzeige:

  • Volle Nachmeldung aller nicht deklarierten Beträge

  • Keine Kenntnis von laufenden Ermittlungen

  • Pünktliche Zahlung der fälligen Nachsteuern & Zinsen

Seit 2017 wurden deutlich weniger Selbstanzeigen registriert – ein Indiz für die Wirksamkeit neuer Transparenzmechanismen.

6. Der Wendepunkt: Automatischer Informationsaustausch (AIA)

Seit dem 1. Januar 2017 ist der Automatische Informationsaustausch (AIA) zwischen Deutschland und der Schweiz aktiv:

  • Jährliche Meldung von Kontoinformationen

  • Betroffene: Alle in Deutschland steuerpflichtigen Personen mit CH-Konten

  • Daten: Kontosalden, Zinserträge, Depotbewegungen, Begünstigte

Ziel: Verhinderung grenzüberschreitender Steuerhinterziehung durch lückenlose Meldekette

7. Aktueller Stand: Keine Schlupflöcher mehr – Transparenz ist der Standard

Die Weissgeldstrategie der Schweizer Banken markiert einen Paradigmenwechsel:

  • Nur deklarierte Gelder dürfen angenommen werden

  • Proaktive Meldepflichten

  • Interne Kontrollsysteme zur Einhaltung steuerlicher Regeln

Banken, die früher als diskret galten, sind heute Compliance-Vorreiter im Steuerrecht.

8. Handlungsempfehlungen für Betroffene & Berater

Für Mandanten:

  • Jetzt Konto- & Steuerhistorien prüfen

  • Eventuelle Lücken identifizieren

  • Bei Unsicherheiten: Selbstanzeige erwägen

Für Berater:

  • Prüfung auf grenzüberschreitende Steuerpflichten

  • AIA-konforme Strukturierung

  • Beratung zu Nachdeklarationen & Fristwahrung

9. Fazit: Die Schweiz bleibt ein Partner – aber kein Versteck mehr

Was einst als „sicheres Nummernkonto“ begann, endet heute oft in Strafakten. Die Schweiz hat sich gewandelt – vom Schattenfinanzplatz zum Partner in der Steuertransparenz. Der Raum für legale Vermögenssicherung bleibt – und genau hier beginnt unsere Arbeit als Kanzlei.